Das Kirchberger Dorfgemeinschaftshaus

Veranstalter erkundigen sich bitte am Rathaus Niedenstein nach den Benutzungs-Regeln und -Gebühren.

Zur Geschichte des Dorfgemeinschaftshauses:

Das Dorfgemeinschaftshaus entstand noch in den letzten Jahren des selbständigen Dorfes Kirchberg, also im Jahre 1970/71.
Der Beschluß der Gemeindeversammlung war am 5. Mai 1970 gefallen. Mit seiner Einweihung wurde am 28. Mai 1971 das 950-Jahrs-Fest eröffnet.

Ein paar Bilder aus dem Bildarchiv des Geschichts- und Heimatvereins (weitere Bilder werden gerne entgegengenommen!):

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Blick vom Gutshof herauf

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Kiesweg-Fassade

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Kiesweg, dorfeinwärts. Rechts die Feuerwehr-Gerätehalle

Nach dem 975-Jahr-Fest 1996 – der Festausschuß hatte gut gewirtschaftet – wurde im Dorf beschlossen, mit den 27.000 DM einen langgehegten Wunsch zu verwirklichen: Das Dorfgemeinschaftshaus sollte endlich die Bühne bekommen, die vorher aus Kostengründen immer wieder verworfen worden war.

Im Jahr 1998 entstand dieser Anbau. Dadurch wurde der größte Saal in der Gesamtstadt Niedenstein nochmals um eine wesentliche Fläche erweitert, so daß er sich für Vorträge, musikalische Darbietungen, Lichtbilder- und Filmvorführungen auch in größerem Rahmen eignet. Nun kann Kirchberg auch Gäste aus den Nachbardörfern und -städten willkommen heißen.

Von den Überlegungen und Rangeleien, die vor Baubeginn angestellt wurden und abliefen, über das emsige Baugeschehen, über Richtfest und Einweihung soll demnächst hier berichtet werden. Das wird kein trockener Bericht: Dann haben wir... und dann ... und dann machten wir ...

Der Bericht soll so fröhlich werden wie das Planen und Bauen selbst! Sie können dann hier lesen, welche Bauberufe im Dorf nicht vertreten sind, wie viele Mittagessen die vielen freiwilligen Helfer verzehrt haben, wie viele Dachpfannen am Dach und an den Wänden hängen, daß das Klempnerblei nichts gekostet hat, daß eine Sickergrube fürs Kirmeszelt „so nebenbei“ abfiel – und noch manches mehr.

Aber ich will das nicht alles alleine machen! Bitte helfen Sie dabei mit Wort und Bild!!

Markwart Lindenthal. 2000-02-04 / 2017-02-02 markwart@lindenthal.com

Einen kleinen Vorgeschmack sollen Sie hier schon bekommen:

 

Die Richtfest-Rede des Architekten:

 

Richtfest zur Bühne, 1998-06-05

Bei dem großen Kirchberg-Fest
blieb zurück ein kleiner Rest:
siebenundzwanzigtausend Mark*!

Damit machten wir uns stark,
einen Wunsch uns zu erfüllen,
der nach unser aller Willen
der Gemeinschaft kommt zugute.
Also ging’s mit frohem Mute
und Geduld und Kraft ans Planen.

Schon vor Zeiten unsre Ahnen
hatten dies Gemeinschaftshaus
dem Dorfe Kirchberg hier errichtet,
auf die Bühne noch verzichtet.
Doch nun sieht es besser aus:

30000 Mark* sind knapp,
geben nur den Grundstock ab.
Mit vereinter Handwerkskraft
haben wir es heut’ geschafft,
den Bühnenbau hier aufzuführen.

Und nun kann es jeder spüren:
in Kirchberg wird nicht nur geträumt.
Bedenken werden ausgeräumt,
Fundamente muß man graben,
Beton und Ziegelsteine haben.
Viele, viele, fleiß’ge Hände
bauten Pfeiler, Decke, Wände,

und – eh daß man sich besehe –
wuchs die Bühne in die Höhe.
Heut’ ziehn wir die Balken ein,
und nun soll das Richtfest sein!

Feste feiern, wie sie fallen,
das gefällt in Kirchberg allen.
Kirmesse und Backhausfeste
gaben alle hier das beste,
um den Plan ins Werk zu setzen.

Darum woll’n wir uns nicht hetzen,
sondern schön in aller Ruhe
– daß man ja nichts Falsches tue –
all’s zur rechten Zeit vollbringen:
Werken, Reden, Trinken, Singen.

Markwart Lindenthal 1998-05-28
*Ja, das war noch vor dem €uro, damals hatten wir die Währung „Deutsche Mark“ und waren stolz darauf.

 

 

 

Und nun von der Einweihungsfeier 1998-10-31

August Kopisch: Die Heinzelmännchen von Köln

Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul – man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich.
Da kamen bei Nacht,
Ehe mans gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten
Und rupften
Und zupften
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten.
Und eh Faulpelz noch erwacht,
War all sein Tagewerk bereits gemacht.

Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän und reckten sich.
Indessen kam die Geisterschar
Und sah, was da zu zimmern war.
Nahm Meißel und Beil
Und die Säg in Eil’;
Sie sägten und stachen
Und hieben und brachen,
Berappten
Und kappten,
Visierten wie Falken
Und setzten die Balken.
Eh sichs der Zimmermann versah …
Klapp, stand das ganze Haus schon fertig da.

Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich –
Und ächzten daher
Mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
Und wogen es richtig
Und hoben
Und schoben
Und fegten und backten
Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot, das neue, vor.

Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die kreuz und quer.
Das ging so geschwind
Wie die Mühl im Wind!
Die klappten mit Beilen,
Die schnitzten an Speilen,
Die spülten,
Die wühlten
Und mengten und mischten
Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf –
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf! 

Beim Schenken war es so: es trank
Der Küfer, bis er niedersank,
Am hohlen Fasse schlief er ein,
Die Männlein sorgten um den Wein
Und schwefelten fein
Alle Fässer ein
Und rollten und hoben
Mit Winden und Kloben
Und schwenkten
Und senkten
Und gossen und panschten
Und mengten und manschten.
Und eh der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und feingemacht.

Einst hatt ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich.
Da schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch;
Und schnitten und rückten
Und nähten und stickten
Und faßten
Und paßten
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten,
Und eh mein Schneiderlein erwacht,
War Bürgermeisters Rock bereits gemacht.

Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht.
Die Heinzelmännchen kommen sacht;
Eins fährt nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen
Und plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch husch husch husch! – verschwinden all!

O weh! nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und bügeln
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

 

So war das früher einmal in Köln.

In Kirchberg mußten wir also selbst ran, aber zuweilen sah es doch aus, als wären Heinzelmännchen am Werke, denn immer zur rechten Zeit hatte die Chefin Lieselotte Köhler die richtigen Helfer angeheuert.

Fast 3 000 Arbeitsstunden haben wir erbracht – ich weiß nicht einmal, ob dabei das Kochen und das Abwaschen eingerechnet ist oder ob die Köchinnen- und Küchenarbeiten noch dazuzuzählen wären zu den etwa 700 Stunden, die allein unsere Ortsvorsteherin für diese Bühne gearbeitet hat.

 

Geld hat die Bühne auch gekostet.

Wir hatten im Frühjahr 1997 geschätzt, daß sie etwa 100 000 Deutsche Mark kosten würde, falls man sie von bezahlten Firmen bauen lassen wollte. Dabei waren weder Vorhang noch Rolladen eingerechnet und auch kein Architektenhonorar. Alles zusammen und dann 16 % Mehrwertsteuer darauf hätte etwa 140 000 DM ausgemacht.

Ausgegeben haben wir etwa 58 000 DM einschließlich Verpflegung der Baumannschaften und einschließlich Richtefest. Das entspricht etwa der Anfang 1997 veranschlagten Summe für das Baumaterial, wenn man die Vorhanganlage und den Rolladen in die Rechnung einbezieht. Und wenn wir die selbst geleisteten Lohnkosten errechnen, also 140 000 DM geschätzte Kosten minus 58 000 DM Ausgaben, so verbleibt der Betrag von 82 000 DM. Bei etwa 3 000 Arbeitsstunden ergeben sich knapp 30 DM je Stunde – und das ist kein schlechter Wert.

Eines war mir aufgefallen während der Bauarbeiten, an denen ich ja nicht nur als Architekt, als Beobachter oder als Bauleiter, sondern auch hier und da selbst als Handwerker tätig war:

Im Dorfe haben wir alle Gewerke vertreten, die man für den Hausbau braucht, mit zwei Ausnahmen:

Einen Statiker, der die Standsicherheit des Anbaues berechnet und die Standsicherheit des alten Saalbaues überprüft, fanden wir nicht in Kirchberg. Wir mußten uns hierzu also in der Fremde umsehen. Das Honorar, das wir hierfür zu zahlen gehabt hätten, stiftete ein Architektenkollege, der aus Kirchberg stammt und sich auch hier sein eigenes Haus gebaut hat.

Und das zweite Handwerk, das in Kirchberg ausgestorben war, ist der Dachdecker.

Viele von uns haben schon mal beim Dachdecken geholfen, aber keiner hat es so richtig gelernt. Wir haben das Dach trotzdem dichtgekriegt, und ich wünsche mir und dem Dorf und der Stadt, daß das Dach über der Bühne länger hält als das Dach über diesem Saal, wo wir im Frühsommer 1998 schon die ersten Pfannen austauschen mußten.

 

Zum guten Schluß möchte ich meine Freude ausdrücken darüber, daß das Werk so gut wie vollendet ist. Ein paar Kleinigkeiten sind noch zu erledigen hier über der Saaldecke. Auch unter der Bühne müssen noch Böschungen gesichert werden an den oberen Treppenstufen.

Am Beginn der Arbeiten hatte ich geschätzt, daß der Rohbau vor den Sommerferien fertigwerden sollte – die Chefin wollte das aus gutem Grunde anders und hat es geschafft. Dazu kann ich Dir nur gratulieren, Lieselotte!

Bisher gelangen die Arbeiten ohne schwere Unfälle – und Jürgen Frost: Dein Fuß ist hoffentlich auch bald wieder vollkommen heil.
Bei 3 000 Arbeitsstunden kann vieles geschehen, zumal wir hier mit vielfach wechselnden Mannschaften arbeiten mußten. Aber selten fiel ein böses Wort, meistens haben wir fröhlich aufeinanderzugearbeitet, nie gegeneinander. Dafür bin ich allen Bauleuten, allen Helferinnen und Helfern sehr dankbar.

Markwart Lindenthal, Dipl.-Ing, Architekt, 1998-05-28